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„Gleichbehandlung schafft keine Sonderrechte, sie schafft Sonderrechte ab“

Anlässlich des Internationalen Tags gegen Homophobie, Biphobie und Transphobie (IDAHOT) hat die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS), Christine Lüders, die schnelle Umsetzung gleicher Rechte für Lesben, Schwule und Bisexuelle gefordert. „Gerade jetzt, wo der Gegenwind gegen Akzeptanz und Gleichberechtigung stärker wird, brauchen wir ein klares Zeichen, dass alle Menschen gleiche Rechte haben“, sagte sie auf dem Aktionstag der ADS „Gleiches Recht für jede Liebe“ am Brandenburger Tor in Berlin: „Gleichbehandlung schafft keine Sonderrechte, sie schafft Sonderrechte ab.“

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=““ class=““ size=““]Alle seriösen Studien zeigen: Lesben, Schwule und Bisexuelle sind genauso gute Eltern wie Heterosexuelle[/perfectpullquote]

Lüders forderte den Deutschen Bundestag auf, endlich die Öffnung der Ehe zu beschließen. „Würde der Bundestag ohne Fraktionszwang darüber abstimmen, wäre das sofort möglich – die Mehrheit ist für die ‚Ehe für alle‘“, betonte sie. Mit der Eheöffnung wäre es lesbischen und schwulen Paaren endlich erlaubt, gemeinsam Kinder zu adoptieren: Alle seriösen Studien zeigen: Lesben, Schwule und Bisexuelle sind genauso gute Eltern wie Heterosexuelle. Deswegen sollten sie auch genau das gleiche Recht zur Adoption haben“, so Lüders.


Themenjahr für sexuelle Vielfalt „Gleiches Recht für jede Liebe“

Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes verwies darauf, dass Diskriminierungen, Beleidigungen und Gewalt gegenüber Lesben, Schwulen und Bisexuellen in Deutschland immer noch an der Tagesordnung seien: Das betreffe nicht allein die fehlende rechtliche Gleichstellung, sondern auch Benachteiligungen am Arbeitsplatz, Gewalt und Beleidigungen in der Öffentlichkeit, in der Schule, im Internet und manchmal sogar in der eigenen Familie. „Deswegen brauchen wir starke Zeichen für Akzeptanz und gleiche Rechte. Der Staat sollte hier mit gutem Beispiel vorangehen, sagte sie.

Antidiskriminierungsstelle
Christine Lüders (Foto: ADS)

Der Aktionstag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes am Internationalen Tag gegen Homo-, Bi- und Transphobie findet im Rahmen des Themenjahrs für sexuelle Vielfalt, „Gleiches Recht für jede Liebe“, statt. Damit möchte die Antidiskriminierungsstelle auf Diskriminierungen aufmerksam machen und die rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans- und Intersexuellen vorantreiben.


Neben verschiedenen musikalischen und künstlerischen Beiträgen wird die Antidiskriminierungsstelle beim Aktionstag mit dem Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz, Heiko Maas, und dem Zeitzeugen Helmut Kress über die Rehabilitierung der Homosexuellen sprechen, die in der Bundesrepublik nach dem §175 StGB verurteilt wurden. Außerdem diskutieren schwule Bundestagsabgeordnete wie Johannes Kahrs (SPD) und Stefan Kaufmann (CDU) über die Ehe für alle. Auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor besteht außerdem die Möglichkeit, mit Organisationen aus ganz Deutschland ins Gespräch zu kommen und sich über ihre Arbeit zu informieren. (Mehr Informationen unter www.gleiches-recht-jede-liebe.de)

Zuvor hatten zahlreiche Organisationen wie die Deutsche AIDS-Hilfe und die LGBTI-Aktivistengruppe Enough is Enough nur wenige Hundert Meter weiter vor dem Reichstag einen großen Regenbogen schweben lassen (siehe Titelbild). Sie demonstrierten damit anlässlich des IDAHOT gegen die neuen Gefahren von rechts, für rechtliche Gleichstellung und eine offene, respektvolle Gesellschaft. Dazu veröffentlichten sie einen „Aufruf zum Schutz von Recht und Freiheit“ unter der Überschrift „Die Vielfalt ist ein sicherer Ort für alle“. Damit reagierten die Initiatoren auf die „beispiellosen Angriffe auf ihre Rechte und ihre Freiheit durch die AfD und andere Organisationen wie Demo für alle“. Die neuen rechten Strömungen versuchten seit einiger Zeit, Emanzipationserfolge zurückzudrehen und würdigten Lebensentwürfe von LGBTI herab, hieß es in einer Erklärung.

Zu den Erstunterzeichnern gehört Jörg Litwinschuh, Geschäftsführender Vorstand der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld. „Wir brauchen präventive Maßnahmen gegen rechts“ so Litwinschuh. „Eine Demokratie ist nur dann stark, wenn sie ihre Minderheiten schützt und sie rechtlich gleichstellt.“

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=““ class=““ size=““]Unsere Rechte und unsere Würde sind nicht verhandelbar[/perfectpullquote]

Ebenfalls am Morgen hatte der Rechtsausschuss des Bundestages zum 27. Mal das Thema „Ehe für alle“ vertagt. Dazu erklärte Holger Wicht, Sprecher der Deutschen AIDS-Hilfe vor dem Reichstag:

„Gleiche Rechte sind unverzichtbar. Es ist eine Schande, dass eine politische Minderheit in Deutschland weiter Minderheitenrechte blockiert. Wir sagen aber auch: Gleiche Rechte sind nicht das Ziel, sondern der erste Schritt. Das Ziel ist, dass alle Menschen in Frieden leben können wie sie sind und möchten. Das Ziel sind Selbstverständlichkeit und Respekt. Dafür stehen wir hier unter diesem Regenbogen. Er soll heute dem ganzen Land sagen: Unsere Rechte  und unsere Würde sind nicht verhandelbar. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass dieser Anspruch Wirklichkeit wird und bleibt!“


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