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Pfarrer stellen sich hinter ihren gemobbten schwulen Kollegen

Jörg Uwe Pehle (53) ist Pastor. Und er ist schwul und verpartnert. Seit Ende 2016 predigt er im nordrhein-westfälischen Vlotho in der St. Stephans Gemeinde. Bei den Nachbarn der St. Johannis Gemeinde hilft Pehle sonntags aus – dort ist er aber nicht erwünscht. 13 aufgebrachte Gemeindemitglieder haben einen Protestbrief gegen den schwulen Pfarrer geschrieben. Sie bezeichnen seine Besetzung als „unangebracht“, nennen Homosexualität eine Sünde und listen Bibelzitate auf. „Du sollst nicht bei einem Manne liegen wie bei einer Frau“ (3. Mose 18,22) schreiben die 13 Wutbürger in ihrem Brief und bezeichnen die Aufforderung zur Toleranz gegenüber Homosexualität als „gefährlich“.

Ihr Schreiben wurde im österlichen Gemeindebrief veröffentlicht, nachdem das Presbyterium der Nachbargemeinde St. Johannis sich mit einer Veröffentlichung im Gemeindebrief hinter Pehle gestellt hatte: „Wir widersprechen der Behauptung, dass Homosexualität Sünde sei.“

Jetzt haben sich die evangelischen Pfarrer und Pfarrerinnen sowie das Evangelische Jugendreferat in der Region Vlotho uneingeschränkt hinter Jörg Uwe Pehle gesellt. Im Pfarrkonvent ist dazu am Dienstag eine Stellungnahme verabschiedet worden. Pehle gehöre ohne jede Einschränkung zu den Pfarrerinnen und Pfarrern, die in der Region Vlotho miteinander in den Gemeinden ihren Dienst tun, heißt es darin. Man habe in Gesprächen mit Gemeindegliedern eine breite Zustimmung zu Pfarrer Pehle wahrgenommen. Die sexuelle Orientierung Pehles sei dabei nur ein Randthema gewesen.


[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=““ class=““ size=““]Bibelzitate werden aus dem Zusammenhang gerissen und willkürlich zusammengestellt, um eine homophobe Sicht zu begründen.[/perfectpullquote]

Wörtlich heißt es in der Stellungnahme: „Homosexualität ist für uns eine mögliche sexuelle Orientierung, die uns Menschen gegeben ist. Sie hat es schon immer gegeben und wird es auch weiter geben. Wir begrüßen, dass diese Lebensform in unserem Land und in unseren Gemeinden frei gelebt werden darf.“ Und: „Wir wissen, dass es bei einzelnen Gemeindegliedern Vorbehalte gegen homosexuell lebende Menschen gibt. Diese Vorbehalte nehmen wir in Gesprächen mit Gemeindegliedern ernst. Wir teilen diese Vorbehalte aber nicht und möchten sie auch nicht verstärken. Die Bibel als Gottes Wort hat für uns zentrale Bedeutung. Gottes Wort muss aber immer wieder neu ausgelegt werden. Diese Auslegung vermissen wir, wenn Bibelzitate aus dem Zusammenhang gerissen und willkürlich zusammengestellt werden, um eine homophobe Sicht zu begründen.“

Für Toleranz und Vielfalt


Unter dem Namen „evangelisch-in-vlotho“ vernetzen sich die evangelischen Kirchengemeinden in Vlotho. „Dabei erleben wir, wie unterschiedlich und vielfältig unsere Gemeinden sind. Wir möchten, dass Vielfalt und Toleranz in unseren Gemeinden erhalten bleiben und weiter wachsen. Zu dieser evangelischen Vielfalt gehört es, dass verschiedene Glaubensweisen ehrlich gesehen, miteinander besprochen und auch ausgehalten werden.“


Eine Schriftart für die LGBT-Community

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