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Adoptionsgegner starten Offensive für das Referendum

In den vergangenen Tagen haben vereinzelte Schweizer Haushalte ein Schreiben der Arbeitsgruppe «Jugend & Familie» erhalten. Mit Bibelzitaten sammeln sie Unterschriften gegen das geplante Stiefkindsadoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare.

Im Juni durften LGBT-Organisationen einen Erfolg feiern: Männer und Frauen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften sollen das Kind ihres Partners/ihrer Partnerin adoptieren dürfen. Diesen Entscheid des Parlaments wollen nun diverse Politikerinnen und Organisationen mit dem Referendum anfechten, darunter das überparteiliche und überkonfessionelle Komitee «Nein zu diesem Adoptionsrecht» und die Arbeitsgruppe «Jugend & Familie». Bis zum 6. Oktober haben sie Zeit, die nötigen 50’000 Unterschriften zu sammeln.

Die Gegner verschwenden keine Zeit, wie eine kürzlich gestartete Briefaktion zeigt. Haushalte in verschiedenen Kantonen, darunter Zürich und Bern, haben ein Schreiben der Arbeitsgruppe «Jugend & Familie» erhalten. Dazu Unterschriftenbögen und eine Broschüre mit Argumenten gestützt auf Bibelzitaten. «Kinder haben ein natürliches Recht auf einen Vater und eine Mutter!», schreibt Käthi Kaufmann-Eggler, Präsidentin der Arbeitsgruppe, in einem persönlichen adressierten Brief. Sie ruft die Empfänger dazu auf, im Familien- und Bekanntenkreis Unterschriften für das Referendum zu sammeln.


«Als Christ finde ich es beschämend, wie diese Arbeitsgruppe mit christlichen Werten umgeht und sie indirekt einsetzt um auf Stimmenfang zu gehen», sagt Chriss Kling aus Zürich. Umgehend postete er ein Foto des erhaltenen Briefes auf Facebook. Er ruft seine Freunde dazu auf, die Unterschriftenbögen nicht zu unterschreiben und die Unterlagen zu schreddern. Innert wenigen Tagen erhielt sein Post viele Reaktionen aus der Community und wurde über 100 Mal geteilt.

«Bitte nicht unterschreiben und direkt in den Schredder mit dem Brief», schreibt Chriss Kling auf Facebook.
«Bitte nicht unterschreiben und direkt in den Schredder mit dem Brief», schreibt Chriss Kling auf Facebook.

Keine Diskussion möglich
Die Arbeitsgruppe «Jugend & Familie» hat eine Anfrage der Redaktion für eine Stellungnahme abgelehnt. «Da ist keine Diskussion möglich», sagt Chriss gegenüber Mannschaft Magazin, der mit Käthi Kaufmann-Eggler telefonischen Kontakt hatte. Für sie sei die Bibel ausschlaggebend und das «natürliche» Recht auf einen Vater und eine Mutter. «Auch wenn man andere Bibelzitate nimmt und ihr deutlich macht, dass diese in der heutigen Zeit in einer zivilisierten Gesellschaft nicht mehr angewandt werden können und dürfen, ist sie da sehr wortkarg und das Gespräch beendet.»

Bedauern beim Dachverband Regenbogenfamilien
Der Dachverband Regenbogenfamilien, der sich für die Rechte von gleichgeschlechtlichen Eltern einsetzt, bedauert die Bestrebungen der Adoptionsgegner. «Regenbogenfamilien sind Teil der Schweizer Gesellschaft, leben gut integriert und bedürfen derselben Anerkennung und Absicherung wie andere Familien auch», schreibt Geschäftsführerin Maria von Känel in einer Medienmitteilung. Sollte das Referendum gegen die rechtliche Absicherung von Kindern in Regenbogenfamilien zustande kommen, würde das für tausende Kinder eine unnötige Verlängerung ihrer prekären rechtlichen Situation und weitere Diskriminierung bedeuten. «In diesem Fall zählen wir darauf, dass sich eine Mehrheit der Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger für die Rechtsgleichheit und zum Wohl aller Kinder in der Schweiz entscheiden wird.»


Auch die Redaktion von Mannschaft Magazin bittet seine Leserschaft darum, das Schreiben von «Jugend & Familie» zu ignorieren und zu vernichten und keinesfalls zu unterschreiben. Die Broschüre mit dem Argumentarium findet sich auf der Website der Arbeitsgruppe «Jugend & Familie».


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