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Der lange Kampf um Homo-Rechte in den USA

Regenbogenfarben und gute Stimmung: Schwule, Lesben und Transmenschen feiern in diesen Tagen in vielen Städten der USA. Doch noch immer leben viele in Angst.

Text: Samantha Meier (dpa)
Bild: thisisbossi (CC BY-NC-SA 2.0)

Patriotismus vereint mit Pride, hier in Washington D.C.
Patriotismus vereint mit Pride, hier in Washington D.C.
Regenbogenfarben zieren Autos, Fahnen und die oft halbnackten Teilnehmer. Mit Unterhose und Engelsflügeln fahren die Menschen auf Rollschuhen über die Strasse. Ein Polizeiauto – ebenfalls mit Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Lila verziert – fährt bei der Demo-Parade mit. Polizisten laufen Hand in Hand und küssen sich in der Öffentlichkeit. Die Szenen der «Pride Parade» wie hier im Juni in Washington sind in anderen Teilen der USA kaum vorstellbar.

In den Vereinigten Staaten, die mit Metropolen wie New York und San Francisco seit den 60er Jahren oft als Mutterland der Homosexuellenbewegung gelten, kämpfen viele Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender (LGBT = Lesbian, Gay, Bisexual und Trans) nach wie vor mit Diskriminierung und Vorurteilen.


In Texas wollen die Republikaner neuerdings unter dem Programmnamen «Ex-Gay-Therapy» Lesben und Schwule per angeblicher Psychotherapie von ihrer sexuellen Orientierung abbringen.

Die medizinische Fachwelt lehnt solche Therapien jedoch eigentlich ab. «Selbst Politiker aus den eigenen Reihen finden dieses Programm schlecht», sagt Ross Murray, der Pressesprecher der Organisation GLAAD, die sich für alle Nicht-Heterosexuellen einsetzt.

Murrays Meinung nach gibt es immer noch viel zu tun, damit Schwule und Lesben in der Gesellschaft akzeptiert werden. Erst vergangenen Monat habe es vier Morde in den USA gegeben, die als Hasskriminalität einzustufen seien: «Eine Transfrau wurde in Florida hinter einem Müllcontainer gefunden. Die Wand war blutverschmiert und die Leiche wurde angezündet.»


Die USA unter Obama haben «viel für uns getan»

Amerikanische LGBT-Aktivisten sind Präsident Obama dankbar für sein Engagement.
Amerikanische LGBT-Aktivisten sind Präsident Obama dankbar für sein Engagement.
Präsident Barack Obama kämpft an höchster Stelle für die Rechte der LGBT-Gemeinde. Er plant beispielsweise, Transmenschen in staatlichen Arbeitsstellen vor Diskriminierung zu schützen. Viele Unternehmen setzten die Nicht-Diskriminierungspolitik durch, «weil es das Richtige ist und weil auf diese Weise alle Talente gefördert werden können», sagte Obama Ende Juni.

«Die aktuelle Regierung hat viel für uns getan und ich hoffe, dass die zukünftige ebenfalls viel für uns tun wird», sagt GLAAD-Sprecher Murray.

Das Ehe-Recht ist jedoch den einzelnen Bundesstaaten vorbehalten: Als erster Bundesstaat öffnete im Jahr 2004 Massachusetts die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Aktuell erlauben 19 der 50 Staaten die Homo-Ehe. Problematisch wird es, wenn ein gleichgeschlechtliches Ehepaar in einen Bundesstaat zieht, in dem die Ehe nicht anerkannt ist und Rechte verwehrt werden.

Eheverbot für Homosexuelle in Colorado für verfassungswidrig erklärt
Der Widerstand gegen die Ehe für Homosexuelle ist immer noch enorm. Aktuell will der republikanische Gouverneur von Utah, Gary Herbert, in seinem Staat die Ehe für Lesben und Schwule explizit verbieten. «Ich glaube, dass Staaten das Recht haben, ihre Ehe-Gesetze eigenständig zu regeln», schrieb er in einer Stellungnahme. Viele Bewohner von Utah protestieren gegen diesen Versuch.

Einen Fortschritt gab es diese Woche in Colorado: In dem Staat war bislang die gleichgeschlechtliche Ehe verboten, jetzt urteilte der Oberste Gerichtshof, dass dieses Verbot verfassungswidrig sei. Denver vergab daraufhin als erste Stadt in dem Staat Ehe-Lizenzen für Lesben und Schwule.

Laut Murray gibt es immer noch viele US-Bürger, die Homosexualität strikt ablehnen, aber dieser Bevölkerungsanteil werde kleiner: «Was sich ändern muss, ist, dass die Leute mehr über Schwule und Lesben erfahren, damit sie merken, dass wir genauso Menschen sind wie sie.»

Doch eine solche Entwicklung trifft besonders in ländlichen Gegenden oder auch in christlich-fundamentalistischen Kreisen auf Widerstand.

In Texas zum Beispiel hat eine Mutter kürzlich ihren achtjährigen Sohn aus der Schule genommen und unterrichtet ihn nun zu Hause selbst: «Ich will nicht, dass mein Sohn in dem Alter schon Geschichten über Schwule liest.»


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